Karl Heinrich Ulrichs auf die Tagesordnung

Ein Diskussionsabend zum 200. Geburtstag

 
Der Jurist und Publizist Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) war ein 
Pionier der Emanzipationsgeschichte sexueller und geschlechtlicher 
Minderheiten. Als frühes Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts
forderte er 1865 eine Debatte über die „mannmännliche Liebe“ – und wurde
daraufhin ausgeschlossen. In der offiziellen Begründung hieß es, Ulrichs
habe die Existenz einer „dritten Art von menschlichen Wesen“ behauptet,
die er „Urninge“ nannte, und sich selbst dazu bekannt. Damit, so die
Verwaltung, sei seine Mitgliedschaft unzulässig. Dieser Ausschluss
markierte den Beginn seiner öffentlichen politischen Tätigkeit. Fortan
setzte sich Ulrichs unermüdlich für die Rechte homosexueller und
geschlechtlich nonkonformer Menschen ein. In seinen Schriften
entwickelte er ein weitreichendes theoretisches Konzept sexueller und
geschlechtlicher Vielfalt – deutlich komplexer, als es die Formel von
der „mannmännlichen Liebe“ nahelegt. Damit bereitete er auch den Boden
für Magnus Hirschfelds berühmte Theorie der „sexuellen Zwischenstufen“,
die ohne Ulrichs Vorarbeiten nicht denkbar wäre.
 
Ulrichs gilt heute als einer der ersten, der Homosexualität und
Geschlechtsidentität nicht nur benannte, sondern offensiv verteidigte –
und wird von Volkmar Sigusch deshalb der „erste Schwule der
Weltgeschichte“ genannt. 2015 erinnerte das Freie Deutsche Hochstift mit
einer Ausstellung an seinen Ausschluss, im selben Jahr wurde ein
nahegelegener Platz nach ihm benannt.
 
Anlässlich seines 200. Geburtstags diskutieren wir die aktuelle
Bedeutung von Ulrichs’ Theorien für Debatten um Geschlecht und
Sexualität. Begleitend werden Originaldokumente aus den Beständen des
Freien Deutschen Hochstifts gezeigt.
Mit Rainer Herrn (Impulsvortrag) und Mathias Foit (Diskussion)
Moderation: Heide Schlüpmann
In Kooperation mit der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung.
 
Termin: 03.09.2025, 19:00 Uhr
 
Ort: Arkadensaal, Eingang: Großer Hirschgraben 23-25
Deutsches Romantik-Museum, Frankfurter Goethe-Haus
 
Eintritt frei
 
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